Ökohaus

Ökologisches Bauen ist hoffentlich keine kurze Modeerscheinung.
Es gibt zwei Aspekte der Ökohäuser:

- gesundheitlicher Aspekt:
besonders Allergiker und Leute, die an Asthma oder Rheuma leiden, fragen sich, welche Baustoffe oder Häuser sie krank machen könnten, ob eine Lüftungsanlage zum Bakterienherd wird.

Ich muss dabei an ein Zitat von Mark Twain denken:
"Ich habe nie verstehen können, warum die Deutschen, die soviel Holz in ihren Wäldern haben, sich partout darauf versteifen, Häuser aus Stein zu bauern.
Jetzt allerdings, wo ich weiß, über welche Mengen an Rheumabädern dieses Land verfügt, sehe ich ein, dass die Deutschen in feuchten Steinhäusern wohnen müssen.
Wo sollten sie denn sonst den Rheumatismus holen, ohne den ihre Rheumabäder überflüssig wären."

Tatsächlich wird ein Holzhaus als behaglich und wohltuend empfunden. Die Skandinavier oder Kanadier bauen vor allem aus Holz. Das Holz (sowie die Bäume selbst) kann die Temperaturschwankungen besser regulieren als Stein. Das Holz ist nie richtig kalt beim Berühren und heizt sich auf der Oberfläche langsamer auf als ein Stein. Die Beständigkeit der Oberflächentemperatur vom Holz strahlt Gemütlichkeit und Wärme aus. Das Holz als Baustoff macht die Menschen nicht krank. Es wird gut getrocknet und auf diese Weise ökologisch konserviert.

Man muss aber darauf achten, dass bei dem Holzhaus/Fertighaus keine Giftstoffe wie Formaldehyd zum Einsatz kommen. Formaldehyd ist ein Reizgas, das sich in der Raumluft freisetzen kann und die Reizungen der Augen-, Nase- und Atemwegsschleimhäute auslöst.
Unsere Baufirma, Wir Leben Haus, hat sich zum Ziel erklärt nur die getesteten Baustoffe zu verwenden und auf Formaldehyd zu verzichten.

Ein Holzhaus trocknet viel schneller aus. Es gibt nicht so viel Feuchte während der Bauphase wie bei einem Massivbau. Das kann ich mittlerweile persönlich bestätigen.

Die Luftqualität im Haus hängt vom Lüften ab. Die Wände können nicht atmen. Tatsächlich werden die Fenster zu selten geöffnet, besonders im Winter oder in den kalten, verregneten Nächten.
Wie sich die Luftqualität auf die Menschen auswirkt, kann man schnell testen. Einmal ins Auto steigen und auf jegliche Lüftung verzichten. Nach kürzester Zeit wird es unangenehm. Heute wird kein Auto ohne Klimaanlage verkauft. Beim Fahren wird die Luft ständig ausgetauscht und wohl temperiert zugefügt. Ob die Abgase von der Straße ins Innere gelangen, ist ein anderes Thema.

Zu Hause leisten wir uns häufig viel schlechtere Luft als draußen oder im Auto, weil wir nicht ständig lüften wollen/können. Die Folge: Kopfschmerzen und Übermüdung.
Allein durch das Öffnen der Fenster wird die Luft zu Hause etwa so gut wie die Luft draußen. Angenommen es gibt einen leichten Wind oder Druck-, Temperaturunterschiede und die Luft bewegt sich.

Eine Lüftungsanlage gibt uns drei wunderbare Möglichkeiten.
1. Wir können den Luftaustausch, völlig unabhängig vom Wetter draußen, kontrollieren.
2. Durch die Wärmerückgewinnung entflieht unsere teure Wärme nicht auf Nimmerwiedersehen. Die verbrauchte Luft gibt ihre Wärme an die frische Luft ab, ohne dass sich die Luftströme vermischen.
3. Durch den Filtereinsatz können wir eine viel bessere Luftqualität zu Hause erleben als draußen. Die Pollen, Staub, Abgase, Insekten, Gerüche, (Lärm) - das alles bleibt einfach draußen.
Ja, die Filter muss man wechseln, (das kann jeder selbst erledigen wie beim Staubsauger). Nein, die Filter kosten nicht die Welt. Große Verpackungen sind günstiger. Wenn die Anlage korrekt geplant und ausgeführt wurde, und die Filter alle 6 Monate gewechselt wurden, müssen die Kanäle nicht mal gereinigt werden. Sonst gibt es spezielle Fachbetriebe, die das für Sie übernehmen.
Eine gute Lüftungsanlage verbraucht deutlich weniger Energie als die Wärmeverluste beim Fensterlüftung. Trotzdem dürfen die Fenster im Passivhaus geöffnet werden!
Gleichzeitig verhindert eine Lüftungsanlage oft Schimmelbildung, weil die Luft zu Hause zirkuliert und der Überschuss an Feuchtigkeit abtransportiert wird.
Über Lüftungsanlage schreibe ich noch mehr in einem anderen Post 😊

Eine Lüftungsanlage trägt zur Gesundheit bei:
In den Kindergärten, die im Passivhausstandard gebaut wurden, breiten sich die Ansteckungskrankheiten unter den Kleinkindern deutlich weniger aus.
Manche Allergiker können selbst mit ihren Haustieren wohnen, obwohl sie auf sie im alten Haus allergisch reagiert haben.
Schüler und Lehrer können sich in den Schulen mit einer Lüftungsanlage länger und besser konzentrieren.
Warum statten wir unsere Autos besser als unsere Heime aus? Wir verbringen doch deutlich mehr Zeit zu Hause als im Auto.

- Umweltaspekte:
Einige Städte verlangen von den zukünftigen Bauherren, dass ihr Haus umweltverträglich gebaut und irgendwann umweltverträglich abgebaut werden soll.
Viele Bauherren verstehen unter einem Ökohaus das Verwenden von ökologischen/umweltverträglichen Baustoffen.
Und wieder ist ein Holzhaus deutlich vorne, da Holz leicht an- und abgebaut werden kann. Es ist ein nachhaltiges und umweltverträgliches Baustoff.
Der Bundesverband Deutscher Fertigbau gibt an, dass alle 23 Sekunden in Deutschland ein Fertighaus im Wald nachwächst. (Angaben vom 2015).
Doch nicht die Massivhäuser stehen unter Kritik, sondern die künstlich hergestellten Dämmstoffe. Allen voran der Styropor (Polystyrol, XPS, EPS).

Der Architekt, Michael Tribus, sagte mal: "Mir ist gefrorenes Erdöl an der Fassade lieber als dass es durch den Schornstein gejagt wird."

Ökologisches Haus soll nicht zu viel Energie verbrauchen. Die beste Energie ist die, die wir nicht (ver)brauchen. Ein Passivhaus ist das beste Beispiel dafür. Ein optimal gedämmtes Haus. Das Passivhaus Institut schreibt keine Bauart oder konkrete Dämmung vor. Der Architekt, das Bauunternehmen und die Bauherren treffen die Entscheidung, welches Haus (Massiv, Holzhaus oder anderes) oder welche Dämmstoffe bei ihrem Bauvorhaben eingebaut werden.

Es gibt natürliche Dämmstoffe, die immer häufiger Anwendung finden: Holzfaserplatten, Hanf, Kork, Stroh, Schafwolle oder Zellulose (als naturnaher Stoff). Eine ökologische Alternative zu Polystyrol unter der Bodenplatte ist heute das Schaumglasschotter. Ich bin Fan vom Schaumglasschotter und bereue ein wenig, dass wir darauf verzichten müssten.

Demgegenüber ist der Styropor leicht erhältlich, überall einsetzbar, billig und hat bessere Dämmwerte (Lambda Wert).
Die Ständerbauweise nutzt vor allem die Mineralwolle (Glas- oder Steinwolle), die auch zu den künstlichen Dämmstoffen gehört und sich durch gute Lambda Werte auszeichnet.

Da die Naturdämmstoffe schlechtere Lambda Werte aufweisen, muss man mehr davon einbauen um das gleiche Ergebnis zu erzielen (z.B. bestimmtes U-Wert der Wand).
Um die Bodenplatte zu dämmen, muss man entweder XPS Platten nehmen oder doppelt so starke Schicht von dem unweltverträglichen aber teurerem Schaumglasschotter einbauen.

Manchmal gibt es wenig Platz für die Dämmstoffe (zB im Dachstuhl, Renovierung), dann kommt man an den künstlichen Dämmstoffen nicht vorbei. Nanogel (Aerogel), Phenolharzschaum, Vakuum-Dämmung, und vor allem, das häufiger eingesetzte, Polyurethan Hartschaum (PU) haben die besten Lambda Werte. Ihre dünne Schicht ersetzt eine dicke Schicht der Naturdämmstoffe.

Die Beurteilung ist nicht so schwarz-weiß, wie man es gerne hätte. Z.B. unter der Berücksichtigung des Primärenergieeinsatzes: Steinwolle und EPS (Styropor) schneiden besser als Holzfaserplatten ab, die viel Energie bei der Herstellung verschlingen.

Die Häuser in Deutschland wurden im 2011 zu 51% mit Mineralwolle und zu 37% mit Styropor gedämmt.
Die Naturdämmstoffe fanden nur in 4% Anwendung. Heute werden die Holzfaserplatten häufiger eingebaut.

Dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass Styropor (Polystyrol, XPS und EPS) in der Zukunft verboten oder durch andere Dämmstoffe ersetzt wird.




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